Wenn man sich im öffentlichen Leben aufmerksam bewegt, kann man immer wieder menschlich bedeutsam erscheinende Zusammenhänge wahrnehmen. Besondere Augenblicke tauchen auf, bilden visuell interessante Anordnungen und verschwinden wieder. Oft wird man von solchen lebendig anmutenden Momenten überrascht.
Auch wenn Straßenfotografien ganz allgemein das öffentliche Leben zeigen, ist das Dokumentieren nicht das zwingende Ziel. Wenn interessante oder visuell reizvolle Szenen einfach nur schnappschußartig dokumentiert werden, erzählen diese Bilder in der Regel zwar von den mitwirkenden Objekten und ihrem inhaltlichen Kontext, aber nicht, wie sie erlebt wurden. Das persönlich Wahrgenommene, die eigentliche Motivation zu diesem Bild, wird oft nicht sichtbar.
Subjektiver und auch effektiver wird ein Bild im Ausdruck immer dann, wenn Standardwege der Bildgestaltung verlassen werden. Wie in der Malerei kann man natürlich auch in der Fotografie mit Ausdrucksmitteln experimentieren. Das Erleben etwa von Licht, von Zeit oder von Unschärfe kann ebenso thematisch entfaltet werden. Wird die Freiheit der Mittel in Anspruch genommen, lassen sich eigene Empfindungen und manchmal auch Gedanken in einer experimentell gefundenen Bildsprache oft besser wiedergeben. Damit kann das erlebte, öffentliche Leben nun interpretiert werden und wird nicht nur bloß dokumentiert.
Übrigens sind abgebildete Menschen in der Straßenfotografie grundsätzlich nur als Statisten aufzufassen. Sie sind immer anonym anzusehen, als Person austauschbar und stehen stellvertretend für irgendwelche Menschen.
73 Fotografien von 2015 bis 2019